Ergebnisse des deutschen Bildungstests 2015/2016

03. November 2016

Bundesweite Ergebnisse des Bildungstests

Obwohl sich die Ergebnisse des 2. Bildungstests für die Fächer Deutsch und Englisch insgesamt verbessert haben, liegt noch immer ein großes Optimierungspotenzial vor. Besorgniserregend sind zum einen die erheblichen Leistungsunterschiede der jeweiligen Bundesländer. Zum anderen kann von Bildungsgerechtigkeit noch immer nicht gesprochen werden. So sind die erzielten Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler stark abhängig von der sozialen Herkunft, Zuwanderung und dem Geschlecht.

Der Bildungstest ist die deutsche Variante der internationalen Pisa-Studie. Getestet wurden in allen 16 Bundesländern die Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Englisch. Während der Test in Englisch ausschließlich Lesen und Zuhören beinhalte wurden in Deutsch zusätzlich die Rechtschreibkenntnisse betrachtet. Durchgeführt wurde der Bildungstest bereits im Jahr 2015, die Ergebnisse der Untersuchung von mehr als 37.000 Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse aus gut 1.700 Schulen wurden am 28.10.2016 veröffentlicht. Die Schulen und Klassen wurden nach dem Zufallsprinzip ermittelt.

Anhand von Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) wird festgestellt inwieweit die Jugendlichen den Kompetenzerwartungen entsprechen und ob der dazugehörige Mindest-, Regel-, oder Optimalstandart erreicht wird. Der Vorteil von diesem 2. Bildungstests nach dem Jahr 2008/2009 liegt darin, dass auch Veränderungen in den untersuchten Kompetenzen aufgezeigt werden können.

Schwerpunkte der Studie

Es werden die folgenden vier Analyseschwerpunkte gesetzt:

- Prüfung des Erreichens von Bildungsstandards
- Prüfung von Veränderungen über die Zeit
- Ländervergleichende Perspektive
- Differenzierte Blick auf Teilgruppen der Schüler

Bei den Kompetenzunterschieden im Hinblick auf die Teilgruppen der Schüler sind die folgenden Merkmale von besonderer Bedeutung und werden aus diesem Grund separat untersucht:

- Geschlecht
- Soziale Herkunft
- Zuwanderungshintergrund

Ein bildungspolitisches Ziel ist es ungleiche Eingangsvoraussetzungen durch das Bildungssystem möglichst vollständig auszugleichen. Wie gut dies gelingt, wird anhand der Ergebnisse der Teilgruppen Geschlecht, sozialer Herkunft und Migrationshintergrund bewertet.

 

Ergebnisse des Bildungstests in Deutsch und Englisch

Für die Fächer Deutsch und Englisch wurden die folgenden bundesweiten Ergebnisse erzielt:

 DEUTSCH

KMK-Mindeststandard nicht erreicht

KMK-Regelstandard erreicht oder übertroffen

 Lesen

23 %

48 %

 Hören

19 %

62 %

 Rechtschreibung

14 %

66 %

Den KMK-Regelstandard erreichen oder übertreffen 48 % im Bereich Lesen und 62 % bzw. 66 % in Hören und Rechtschreibung. Dagegen wird der KMK-Mindeststandard von 23 %, 19 % und 14 % nicht erreicht.

 ENGLISCH

KMK-Mindeststandard nicht erreicht

KMK-Regelstandard erreicht oder übertroffen

 Leseverstehen

27 %

41 %

 Hörverstehen

17 %

44 %

In Englisch erreichen oder übertreffen 41 % den Regelstandard für das Leseverstehen. Der entsprechende Wert für das Hörverstehen beträgt 44 %. Der Mindeststandard wir von 27 % und 17 % nicht erreicht.

Bildungstest

Innerhalb ganz Deutschlands sind in Englisch signifikant positive Trends erkennbar. Beispielsweise hat sich in jedem Bundesland der Anteil der Jugendlichen erhöht, die Mindestens den Regelstandard erreichen. Für das Fach Deutsch sind dagegen keine erheblichen Veränderungen aufgetreten.

 

Der Bildungstest aus der länderspezifischen Perspektive

Bildungstest Länder Vergleich

Bayern schneidet im Bildungstest besonders gut ab. Im Vergleich zu ganz Deutschland treten für alle 5 Kompetenzbereiche lediglich positive Abweichungen auf. Besonders stark sind die Bayerischen Schüler im Fach Englisch. Dagegen sind die Englisch-Ergebnisse im Bundesland Sachsen-Anhalt weit unterdurchschnittlich. Im Fach Deutsch schneiden die sächsischen Schüler bei den Kompetenzen Lesen und Zuhören am besten ab. Dagegen sind in den Bundesländern Berlin und Bremen durchgängig negative Abweichungen zu verzeichnen. Besonders schlecht schneiden Berlin und Bremen in den Deutsch-Disziplinen ab.

Entwicklungen innerhalb der Bundesländer

Im Ländervergleich 2008/2009 waren Bayern gefolgt von Baden-Württemberg besonders erfolgreich. Diese gute Position konnte Baden-Württemberg nicht halten, während Bayern nach wie die Spitzenposition hält. Im Fach Deutsch weisen die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg nach wie vor unterdurchschnittliche Ergebnisse auf. Dies ist auch auf den hohen Ausländeranteil zurückzuführen. Brandenburg und Schleswig-Holstein konnten in Deutsch insgesamt eine positive Entwicklung verzeichnen, Baden-Württemberg entwickelte sich negativ. In den einzelnen Disziplinen verbesserten sich die Schüler Sachsen im Zuhören und in der Rechtschreibung. Negativtrends ergaben sich in Nordrhein-Westfalen im  Zuhören und für Rheinland-Pfalz im Bereich lesen.
Bei den entsprechenden Ergebnissen im Fach Englisch können sich die ostdeutschen Länder über eine starke Verbesserung freuen. Die im ersten Bildungstest schwachen Ergebnisse wurden dadurch erklärt, dass der Englisch-Unterricht in der DDR keine große Rolle spielte. Einzig in Baden-Württemberg konnten sich die Schülerinnen und Schüler weder im Leseverstehen, noch im Hörverstehen verbessern. Dies ist bemerkenswert, da sich die Englisch-Ergebnisse bundesweit deutlich verbessert haben.

 

Bildungsgerechtigkeit in Deutschland

Geschlecht

Im Hinblick auf geschlechtsbezogene Unterschiede weisen Mädchen in den hier untersuchten sprachlichen Kompetenzbereichen durchschnittlich deutlich höhere Kompetenzen auf als Jungen. Dies steht im Einklang mit Befunden früherer Studien. Dabei sind die Unterschiede in Deutsch stärker ausgeprägt als in Englisch. Gerade im Bereich der deutschen Rechtschreibung sind Jungen signifikant schwächer als Mädchen und benötigen zusätzliche Unterstützung. Auch bei einer Betrachtung einzelner Länder weisen die Mädchen im Vergleich zu den Jungen immer die besseren Ergebnisse sowohl für Englisch als auch Deutsch auf. In Nordrhein-Westfalen sind die Unterschiede am geringsten ausgeprägt, die Förderung beider Geschlechter gelingt also in vergleichbarem Maße.

Soziale Herkunft

Die soziale Herkunft hat erhebliche Auswirkungen auf das Kompetenzniveau. Je höher der Sozialstatus, desto besser ist auch der entsprechende Kompetenzstand. Die ähnliche Ausprägung für Englisch und Deutsch zeigt, dass die soziale Herkunft für beide Fächer von entscheidender Bedeutung ist. Lediglich im Bereich lesen (Deutsch) haben sich die Unterschiede aufgrund des Sozialstatus stark verringert, in den anderen Kompetenzen wurde keine Verbesserung erzielt.

Zuwanderung

Disparitäten in Bezug auf die Zuwanderung sind von erheblicher Relevanz. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund erhöhte sich von 26 % im Jahr 2009 auf 29 % im Jahr 2015. Der Anstieg geht jedoch nicht von Jugendlichen aus, die selbst nach Deutschland zugewandert sind. Diese erste Generation ist sogar gesunken. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der 2. Generation bzw. Jugendliche mit einem im Ausland geborenen Elternteil gestiegen. Der Migrationshintergrund hat signifikant schlechtere Ergebnisse im Fach Deutsch zufolge. Für das Fach Englisch fallen die Unterschiede dagegen deutlich schwächer aus. In vielen Bundesländern treten Unterschiede nur auf, wenn beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Ist nur ein Elternteil im Ausland geboren, sind in der Tendenz sogar leichte Erhöhungen der Kompetenz zu beobachten. Während die Disparitäten der Zuwanderung in Englisch verbessert werden konnten haben sich die Ergebnisse für das Fach Deutsch kaum verändert.
Wir der Unterricht von fachfremden Lehrkräften erteilt, werden die Kompetenzen negativ beeinflusst.

 

Fazit zum Bildungstest

Obwohl insbesondere im Fach Englisch im Vergleich zum letzten Bildungstest Fortschritte erreicht wurden, gibt es noch viel Verbesserungspotential im Bereich der Schulbildung. Erkennbar ist dies an den zum Teil erheblichen Kompetenzunterschieden bei Schülern aus unterschiedlichen Bundesländern. Darüber hinaus liegt noch immer keine Bildungsgerechtigkeit vor, so sind beispielsweise Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen im deutschen Schulsystem deutlich benachteiligt.

 

Hättest du die Aufgaben gekonnt?

Hier geht es zu den Aufgaben:  https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/BT2015/Bsp

 

  

Quellen:

- Bildungstest 2015: https://www.iqb.hu-berlin.de/

- Präsentationsfolien des IQB zur Pressekonferenz

- Fragen des IQB: https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/BT2015/Bsp

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bildung-in- deutschland-der-norden-holt-auf-baden-wuerttemberg-schmiert- ab-a-1118576.html

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bundesweiter-bildungsvergleich-schueler-im-sueden-haengen-nordlichter-  ab-a- 702225.html

http://www.dnn.de/Mitteldeutschland/News/Erneut-Spitzenplaetze-fuer-saechsische-Schueler-bei-Bildungstest

http://www.focus.de/politik/deutschland/bildung-bayern-bei-bildungserfolgen-an-der-spitze_id_6128538.html